Die Fakultät für Mathematik und Physik kann eine Promotion zum fünfzigsten Jahrestag durch eine Urkunde erneuern („Goldene Promotion“), wenn besondere wissenschaftliche Verdienste vorliegen oder eine besondere Verbundenheit mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg besteht. Im Fach Mathematik ist die Verleihung Goldener Doktorurkunden seit 2008 fester Bestandteil des Sommerfestes der Fakultät.
Die Tradition der Goldenen Promotion reicht in das 18. Jahrhundert zurück und ist in Deutschland und in
Skandinavien verbreitet.
Bekanntestes Beispiel in der Mathematik dürfte das Goldene Doktorjubiläum von Carl Friedrich Gauß sein,
zu dem ihn die Städte Braunschweig und Göttingen zum Ehrenbürger ernannten.
Walther Kindt wurde 1973 mit seiner Dissertation „Eine abstrakte Theorie von Dialogspielen“ bei Hans Hermes promoviert.
Foto: Walther Kindt (rechts) und Amador Martín Pizarro bei der Übergabe der Goldenen Doktorurkunde im Rahmen des Fakultätsfestes 2023.
Julius Dufner wurde 1971 mit seiner Dissertation „Randwertprobleme für Systeme linearer partieller Differentialgleichungen zweiter Ordnung vom elliptisch-parabolischen Typ“ bei Theodor Schneider und Georg Tautz promoviert.
Jürgen Wolfart wurde 1971 mit seiner Dissertation „Automorphe Abbildungen zu pseudokonkaven Gruppen“ bei Helmut Klingen promoviert.
Foto: Jürgen Wolfart (rechts) und Annette Huber-Klawitter bei der Übergabe der Goldenen Doktorurkunde, die corona-bedingt erst 2022 stattfinden konnte.
Karl-Heinz Indlekofer wurde 1970 mit seiner Dissertation „Summierbarkeitsverhalten äquivalenter Potenzreihen“ bei Wolfgang Schwarz promoviert.
Hans-Peter Helfrich wurde 1969 mit seiner Dissertation „Optimale lineare Approximation beschränkter Mengen in normierten Räumen“ bei Joachim Nitsche promoviert.
Foto: Hans-Peter Helfrich (rechts) und Michael Růžička bei der Übergabe der Goldenen Doktorurkunde.
Hans-Hermann Bock wurde 1968 mit seiner Dissertation „Statistische Modelle für die einfache und doppete Klassifikation von normalverteilten Beobachtungen“ bei Dietrich Morgenstern promoviert.
Klaus Menzel wurde 1968 mit seiner Dissertation „Über eine nichtlineare dreidimensionale Instabilität laminarer Grenzschichten“ bei Henry Görtler promoviert.
Michael Richter (1938–2020) wurde 1968 mit seiner Dissertation „Limites in Kategorien von Relationalsystemen“ bei Walter Felscher promoviert.
Peter Bundschuh wurde 1967 mit seiner Dissertation „Über die Approximation transzendenter Zahlen, die Werte der Umkehrfunktionen gewisser meromorpher Funktionen sind“ bei Theodor Schneider promoviert.
Herbert Amann wurde 1965 mit seiner Dissertation „Monte-Carlo-Methoden zur Lösung des Dirichlet-Problems“ bei Joachim Nitsche promoviert.
Foto: Herbert Amann (rechts) und Dekan Dietmar Kröner bei der Übergabe der Goldenen Doktorurkunde.
Klaus Ritter wurde 1964 mit seiner Dissertation „Über das Maximum-Problem für nichtkonkave, quadratische Funktionen“ bei Henry Görtler promoviert.
Foto: Klaus Ritter bei der Verleihung der Goldenen Doktorurkunde.
Rolf Walter wurde 1963 mit seiner Dissertation „Über zweidimensionale Flächen mit Schmieglinien im vierdimensionalen affinen Raum“ bei Martin Barner promoviert.
Luise-Charlotte Menger wurde 1962 mit ihrer Dissertation „Eine direkte Methode bei Transzendenzuntersuchungen“ bei Theodor Schneider promoviert.
„Am Freitag, den 6. Juli 2012, 15.00 Uhr, Hörsaal Rundbau, Albertstr. 21.a,
wird der amerikanischen Mathematikprofessorin Luise-Charlotte Kappe die Urkunde zum 50-Jährigen Promotionsjubiläum verliehen. Die renommierte Wissenschaftlerin hält aus Anlass ihrer goldenen Promotionsfeier den Festvortrag mit dem Titel: „Ist das Leben nicht schön? Gedanken zur Karrriere einer Mathematikerin“. Am Tag zuvor ehrt die Fakultät ihre Alumna mit einem wissenschaftlichen Kolloquium. Den Festvortrag „Commuting with L.-C.Kappe“ hält Prof. Dr. Martin L. Newell von der National University of Ireland.
Die in den Vereinigten Staaten an der State University of New York at Binghamton als Emerita lehrende Mathematikprofessorin Luise-Charlotte Kappe, geborene Menger, studierte in den 1950er Jahren Mathematik zuerst in Erlangen und dann in Freiburg. Als eine der ersten Frauen wurde sie 1962 in Freiburg im Fach Mathematik promoviert. Sie lernte ihren zukünftigen Mann, Wolfgang Kappe, in dieser Zeit kennen. Nach wissenschaftlichen Stationen in Berlin und Frankfurt arbeitete er beim Mathematischen Forschungsinstitut in Oberwolfach. Beide erhielten Anfang der 1960er Jahre ein Angebot an die Ohio State University in Columbus/Ohio, USA, zu wechseln. Seit 1968 lehrt und forscht die Professorin an der Binghamton University, State University of New York, die als eine der besten öffentlichen Hochschulen der USA gilt.“
(Pressemitteilung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg vom 28.06.2012)
Foto: Luise-Charlotte Menger bei der Übergabe der Goldenen Doktorurkunde.
Klaus Kirchgässner (1931–2011) wurde 1959 mit seiner Dissertation „Beiträge zur hydrodynamischen Stabilitätstheorie“ bei Henry Görtler promoviert.
Wendelin Degen (1932–2015) wurde 1958 mit seiner Dissertation „Geschlossene Laplace-Ketten der Periode fünf im dreidimensionalen Projektiven Raum und ihre n-dimensionalen Verallgemeinerungen“ bei Gerrit Bol promoviert.
Hermann Witting (1927–2010) wurde 1953 mit seiner Dissertation „Verbesserung des Differenzenverfahrens von H. Goertler zur Berechnung laminarer Grenzschichten“ bei Henry Görtler promoviert.
Kurt Leichtweiß (1927–2013) wurde 1951 mit seiner Dissertation „Zur Axiomatik einer topologischen Begründung der Geometrie der Ebene und des Raums“ bei Wilhelm Süß promoviert.
Robert Breusch (1907–1995) wurde 1930 mit seiner Dissertation „Zur Verallgemeinerung des Bertrandschen Postulates, daß zwischen x und 2x stets Primzahlen liegen“ bei Alfred Loewy promoviert.
Walter Rückert (1907–1984) wurde 1931 (nach manchen Quellen auch: 1932) mit seiner Dissertation „Zur Eliminationstheorie der Potenzreihenideale“ bei Alfred Loewy promoviert. Rückert war zuletzt Oberschulamtspräsident in Karlsruhe (Foto).
„Zwei weiteren hervorragenden Promovenden Loewys, Robert Breusch (1907–1995) und Walter Rückert (1907–1984) blieb die akademische Karriere in
Deutschland infolge des politischen Umschwungs von 1933 verwehrt. [...]
Rückert war nach dem Krieg in der Schulverwaltung tätig und von 1964 bis 1970 Präsident des Oberschulamtes Nordbaden.
Seine Dissertation 'Zur Eliminationstheorie der Potenzreihenideale' (1931; Math. Ann. 107 (1933), 259-281), die unter Krulls Einfluß entstanden war,
gehört zu den Marksteinen der Algebraisierung der komplexen Analysis.“
Zitat aus: V. Remmert „Alfred Loewy (1973–1935) in Freiburg“
in: Mitteilungen der DMV (3) 1997.