Seminar: | Der Embodimentansatz in der Geschlechterforschung. Kritische Reflektion und Historisierung einer vielversprechenden biologischen Theorie |
Dozentin: | Dr. Kerstin Palm |
Zeit/Ort: | Do., 9:00 - 11:00 Uhr, IIG Seminarraum, Friedrichstr. 50, 2.OG |
Web-Seite: | http://mod.iig.uni-freiburg.de |
Der seit den 1970er Jahren ausgetragene Streit um die Frage, ob Geschlechterrollen
naturbedingt seien oder durch Erziehung und gesellschaftliche Prägung zustande kämen, scheint
mit diesem Embodimentansatz endlich überwunden zu sein. Danach werden geschlechtliche
Charakteristika durch ein komplexes Zusammenspiel von plastischen körperlichen und variablen
sozialen Bedingungen ausgebildet, die weder getrennt voneinander betrachtet noch
gegeneinander ausgespielt werden können. Durch diese Beweglichkeit sämtlicher materieller
Bedingungen von Geschlecht erscheint auch die Materialität von Geschlecht selbst flexibel und
aktiv beeinflussbar.
Wir werden in diesem Seminar nicht nur den Embodimentansatz genauer kennen lernen,
sondern ihn als eine zentrale Perspektive der essentialistischen Geschlechterforschung in der
Biologie (Plastizitätsessentialismus) auch einer kritischen Reflektion und Dekonstruktion aus
der Genderperspektive unterziehen. Leitende Fragen werden dabei sein:
Auf welchen Vorstellungen von Geschlecht, Gesellschaft und Natur beruht dieser Ansatz?
Stellt er tatsächlich eine emanzipatorische Alternative zu naturdeterministischen und
sozialdeterministischen Ansätzen dar? Wie ist dieser Ansatz eigentlich historisch entstanden
und wie lässt er sich aktuell kontextualisieren?
Und schließlich: in welchem Verhältnis steht diese ”neue” (oder auch gar nicht so neue)
biologische Körpertheorie der Sexforschung zu konstruktivistischen Körpertheorien der
Genderforschung?
Das Seminar hat zum einen zum Ziel, den zur Zeit wichtigsten Ansatz der biologischen
Geschlechterforschung in seiner Wirkung in der Biologie und in Bezug auf die biologisch
fundierte Geschlechterpolitik kennen zu lernen und machtkritisch zu reflektieren und zum
anderen durch seine historische und aktuelle Kontextualisierung einen kritischen und
selbstreflexiven Umgang mit Geschlechtertheorien einzuüben. Vor allem aber sollen mit dem
Seminar weit verbreitete Missverständnisse im Konflikt zwischen Konstruktivismus und
Essentialismus ausgeräumt werden, die eine sinnvolle Veränderung in geschlechtsspezifischen
Körperverständnissen bisher eher blockiert haben.
Typisches Semester: | Hauptstudium |
Studienschwerpunkt: | Gender Studies |
Sprechstunde Dozentin: | Mi., 13:00 - 14:00 Uhr |