4.16 Der Embodimentansatz in der Geschlechterforschung. Kritische Reflektion und Historisierung einer vielversprechenden biologischen Theorie

Seminar:

Der Embodimentansatz in der Geschlechterforschung. Kritische Reflektion und Historisierung einer vielversprechenden biologischen Theorie

  

Dozentin:

Dr. Kerstin Palm

  

Zeit/Ort:

Do., 9:00 - 11:00 Uhr, IIG Seminarraum, Friedrichstr. 50, 2.OG

  

Web-Seite:

http://mod.iig.uni-freiburg.de

  
Inhalt:

Der seit den 1970er Jahren ausgetragene Streit um die Frage, ob Geschlechterrollen naturbedingt seien oder durch Erziehung und gesellschaftliche Prägung zustande kämen, scheint mit diesem Embodimentansatz endlich überwunden zu sein. Danach werden geschlechtliche Charakteristika durch ein komplexes Zusammenspiel von plastischen körperlichen und variablen sozialen Bedingungen ausgebildet, die weder getrennt voneinander betrachtet noch gegeneinander ausgespielt werden können. Durch diese Beweglichkeit sämtlicher materieller Bedingungen von Geschlecht erscheint auch die Materialität von Geschlecht selbst flexibel und aktiv beeinflussbar.
Wir werden in diesem Seminar nicht nur den Embodimentansatz genauer kennen lernen, sondern ihn als eine zentrale Perspektive der essentialistischen Geschlechterforschung in der Biologie (Plastizitätsessentialismus) auch einer kritischen Reflektion und Dekonstruktion aus der Genderperspektive unterziehen. Leitende Fragen werden dabei sein:
Auf welchen Vorstellungen von Geschlecht, Gesellschaft und Natur beruht dieser Ansatz? Stellt er tatsächlich eine emanzipatorische Alternative zu naturdeterministischen und sozialdeterministischen Ansätzen dar? Wie ist dieser Ansatz eigentlich historisch entstanden und wie lässt er sich aktuell kontextualisieren?
Und schließlich: in welchem Verhältnis steht diese ”neue” (oder auch gar nicht so neue) biologische Körpertheorie der Sexforschung zu konstruktivistischen Körpertheorien der Genderforschung?
Das Seminar hat zum einen zum Ziel, den zur Zeit wichtigsten Ansatz der biologischen Geschlechterforschung in seiner Wirkung in der Biologie und in Bezug auf die biologisch fundierte Geschlechterpolitik kennen zu lernen und machtkritisch zu reflektieren und zum anderen durch seine historische und aktuelle Kontextualisierung einen kritischen und selbstreflexiven Umgang mit Geschlechtertheorien einzuüben. Vor allem aber sollen mit dem Seminar weit verbreitete Missverständnisse im Konflikt zwischen Konstruktivismus und Essentialismus ausgeräumt werden, die eine sinnvolle Veränderung in geschlechtsspezifischen Körperverständnissen bisher eher blockiert haben.

Typisches Semester:

Hauptstudium

Studienschwerpunkt:

Gender Studies

Sprechstunde Dozentin:

Mi., 13:00 - 14:00 Uhr